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AutorenbildDaniel Gasser

Napoleon war nie am Hochrhein...

... aber die Entscheidungen des Feldherrn hatten massive Auswirkungen auf die Region. In Laufenburg und Kaiserstuhl lässt sich das bis heute erleben und erwandern. Mein Ländle-Autorin Doris Burger spaziert vor Ort durch die Geschichte (Quelle: Mein Ländle, Ausgabe 5/2023).




,,Parken Sie am besten auf der deutschen Seite", hatte Städtliführerin Claudia Meierhofer empfohlen, die jeden letzten Dienstag im Monat zum

Rundgang einlädt. Der Parkplatz liegt oberhalb des Rheins bei der Sankt Anto-

niuskapelle. Zu Fuß geht es an der Burg Rotwasserstelz, auch Schloss Rötteln

oder Burg Kaiserstuhl genannt, vorbei, über den Zoll und die Brücke, durch die

imposante kleine Gemeinde und hinauf zum oberen Turm.

Das „Städtli", 1254 gegründet und in Dreiecksform erbaut, steht so gut wie

unverändert da. 500 Jahre regierten die Bischöfe von Konstanz, die Burg

am nördlichen Brückenkopf war Sitz des Obervogtes - bis Napoleons Trup-

pen kamen und die Brücke abbrannten. Vier Fünftel des Stadtgebietes lagen

rechtrheinisch, sämtliche Wein- und Obstgärten, alle Anbauflächen und die

Quelle. Vom sechsten Stock des Turmes, zunächst Wohnturm des Vogtes, erfasst

der Blick das gesamte frühere Gemeindegebiet. Drüben liegen die sonnen-

beschienenen Hänge, wo die Trauben bis heute reifen und die Kaiserstuhler

am Nachmittag gerne spazieren gehen. Rechtsrheinisch, mit dem Frieden von

Lunéville im Handstreich abgetrennt.

,,Große Karten und wichtige Männer", so fasst Meierhofer die Entscheidungs-

prozesse zusammen. Die Politik spielte anderswo, aber die Konsequenzen

am Hochrhein waren gravierend: Ihrer Anbaugebiete beraubt, verarm-

ten die Einwohner. Vielen blieb nur die Möglichkeit auszuwandern. Allein

vom Fisch kann keiner leben, auch wenn der wichtig blieb. Eine Schlacht-

bank am Widdersteinbrunnen zeugt vom Marktleben. Sehenswert sind.

die prächtigen Stadthäuser mit den früheren Weinkellern, der rosa Winkel

und die gotische Stadtkirche. War sie vor Napoleon nur eine Filialkirche von

Hohentengen, ist sie heute selbstständig: „Die alten Kirchenbücher liegen

aber in Karlsruhe im Archiv", sagt Claudia Meierhofer.


Das Städtchen, das wie Laufenburg zum Kanton Aargau kam, hat sich wieder

berappelt. Manche schätzen gerade die abgelegene Lage: Dietmar Schönherr

und Vivi Bach beispielsweise, die bis 2005 samt Hund Cajatan in Kaiserstuhl

lebten. Viele schätzen auch den Wein von der deutschen Seite, vom Engel-

hof, Deutschlands südlichstem Weingut. Gegründet 1628 vom Kaiserstuhler Ratsherrn Pelagius Ertzli, wie Meierhofer anmerkt.

Die Gemeinde Hohentengen also profitierte erheblich von Napoleons Ent-

scheidungen. Ob sie denn jedes Jahr ein Freudenfest zum Gedenken veranstal-

ten? Nein", sagt Claudia Meierhofer und setzt lachend hinzu: „Sie nennen es

Weinfest".

Text: Doris Burger Fotos: Christian Strickler (1), Doris Burger (2,3)



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